Der niedersächsische Staatsmann August Wilhelm Rehberg (1757-1836) lenkte über Jahrzehnte als Beamter und Geheimer Rat die Geschicke des Kurfürstentums und
späteren Königreichs Hannover.
Als Reformkonservativer vertrat Rehberg in den Verfassungskonflikten, die nach der französischen Revolution sowie nach dem Wiener Kongress aufbrachen, eine konstitutionalistische Position. Er suchte den traditionellen Ständestaat und das Monarchieprinzip behutsam im Sinne eines britischen Parlamentarismus weiter zu entwickelten, ohne in die Unbilden eines revolutionären Republikanismus, oder altfeudalem Absolutismus zu geraten.
Sein Schaffen reichte von der Aufklärungszeit über Klassik und Romantik bis in die Restaurationsepoche. Als Intellektueller und politischer Vordenker steht Rehberg in einer Reihe mit Ernst Brandes, Justus Möser, Joseph Görres oder Friedrich Gentz. Sowohl dem preußischen Staatsmodell (Freiherr vom Stein) als auch der politischen Romantik (Adam Müller) stand der im Föderalismus des Reiches verwurzelte Rehberg ablehnend gegenüber. Ideengeschichtlich entwickelte Rehberg seine aufgeklärt-konservative Haltung in der Auseinandersetzung mit Leibniz, Hume, Herder, Baumgarten, Jacobi und Kant.
Als Publizist der Allgemeinen Literatur-Zeitung (ALZ) verfasste Rehberg zahlreiche Artikel in den Bereichen Philosophie, Zeitgeschichte, Politik, Kunst, Pädagogik, Verwaltungsrecht. Seine Aufsätze beschäftigen sich mit Künstlern und Gattungstendenzen in Literatur, Theater, Oper und Musik. Seine Weltläufigkeit im Denken verdankte sich auch diplomatischen Reisen und einem mehrjährigen Aufenthalt in Italien. Rehbergs klarer Stil, sein stoischer Skeptizismus gegenüber Tendenzphänomenen und seine pragmatische Herangehensweise an Verwaltungs- und Verfassungsaufgaben machen ihn zu einem würdigen Denker seiner Zeit, dessen Anliegen noch heute sehr nachvollziehbar sind und zum geistigen Gewinn dienen.